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felix löwenstein

Felix Löwenstein ist eine der prägenden Figuren der Vereinsgeschichte und das Gesicht des Bündnisses. Der jüdische Osnabrücker Geschäftsmann wurde verfemt, verfolgt und starb als Opfer der NS-Diktatur..

August Wessel

August Wessel war einer der Gründerväter des heutigen VfL Osnabrück, aber seine Geschichte ist bis heute weitgehend in Vergessenheit geraten.

Felix Löwenstein

Felix Löwenstein, geboren am 21. August 1884 in Eisleben, begann nach seiner Schulzeit eine Ausbildung zum Schlachter. Mit seiner Frau Anni Heedrich und ihren sieben Kindern zog die Familie Ende 1887 oder Anfang 1888 nach Halle/Saale, bevor sie schließlich nach Osnabrück umsiedelten. Dort heiratete Felix im Jahr 1912 Anni, mit der er einen Sohn namens Max hatte. Die Familie lebte ab 1920 in der Großen Straße 56.

Während des Ersten Weltkriegs wurde Felix Löwenstein als Landsturmpflichtiger in das Oldenburgische Infanterie-Regiment Nr. 91 eingezogen und nahm an den Feldzügen gegen Russland und Frankreich teil. Für seinen Einsatz erhielt er das Friedrich August Kreuz 2. Klasse und das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Es wird angenommen, dass seine Erfahrungen im Krieg zu einer starken antimilitaristischen Einstellung führten, da auch seine Frau Anni Mitglied der Deutschen Friedensgesellschaft war.

Nach dem Krieg schloss sich Felix dem VfL Osnabrück an, der aus einer Fusion der Vereine FC Teutonia 1902 und FC Olympia 1903 entstanden war. Als die Abteilung Spiel und Sport des Vereins 1922 ausgeschlossen wurde, folgten 1924 alle jüdischen Mitglieder, darunter auch Felix Löwenstein. Trotz seiner Unterstützung und seiner Funktionärstätigkeit musste er den Verein aufgrund rassistischer Gründe verlassen.

Während der NS-Zeit wurde Felix Löwensteins Vermögen beschlagnahmt, und er durfte seinem Beruf nicht mehr nachgehen. Er wurde als Zwangsarbeiter eingesetzt und später in Konzentrationslagern inhaftiert, darunter Buchenwald, Sachsenhausen, Neuengamme und Sandbostel. Seine Mischehe mit einer Protestantin rettete ihn vor den Deportationen der Jahre 1941 und 1943, jedoch wurde er schließlich wegen des verbotenen Besitzes eines Radios verhaftet und in verschiedene Lager deportiert.

Als die Front Anfang April näher rückte, sollten die noch lebenden Insassen zunächst nach Bergen-Belsen verlegt werden. Aufgrund der Nähe der Engländer zum Lager kam es zu einer mehrfachen Umleitung des Trosses. Von Bremervörde aus mussten die Gefangenen einen etwa 13 km langen Marsch in Richtung Sandbostel antreten. Die Odysseen dieser Todesmärsche beschreibt Hastreiter eindrücklich: „Mit 80-100 Mann in einen Waggon, ohne alles. (…) Täglich starben 50-60 oder noch mehr an Entkräftung. Massengräber wurden in Brillit und auf dem jüdischen Friedhof in Bremervörde ausgehoben.

Nach über zehn Tagen irrten Tausende ausgehungerte, verlauste Männer durch die Straßen oder wurden auf Lkw verladen. Im Lager Sandbostel beobachteten die etwa 15.000 Kriegsgefangenen hinter Stacheldraht die Ankunft der KZ-Häftlinge. Krankheiten brachen aus, darunter Ruhr und Flecktyphus. Die unvorstellbaren Zustände führten zu weiteren Todesfällen. Die Wehrmacht protestierte zunächst gegen die Unterbringung der Häftlinge in ihrem Lager, überließ sie dann jedoch größtenteils ihrem Schicksal in den Händen der SS.

In der Nacht vom 19. auf den 20. April brach während eines Luftalarms ein Aufstand im Lager aus, der von den Überlebenden als Hungerrevolte bezeichnet wird. Während die Wachmannschaften durch den Fliegeralarm in die Luftschutzbunker getrieben wurden, nutzten einige Häftlinge den unbewachten Moment, um am hinteren Lagerzaun über den Stacheldraht zu fliehen. Andere wiederum stürmten die Lagerküche und die Provianträume auf der Suche nach Essbarem. Die SS und die Wehrmacht versuchten bis in die Nacht hinein, die Situation unter Kontrolle zu bringen, wobei vermutlich mehrere Hundert Häftlinge erschossen wurden.

Ein Teil der SS-Wachmannschaften floh inmitten des Chaos der Nacht, wobei viele von ihnen ihre SS-Uniformen gegen Wehrmachtsuniformen oder Zivilkleidung tauschten. Sogar der bisherige Kriegsgefangenenlagerkommandant Oberst Lühe und ein Teil der Wehrmachtssoldaten verließen - teils auf Befehl, teils auf eigene Flucht - das Lager. Die genauen Umstände, die dazu führten, dass Felix Löwenstein während dieser Ereignisse eine Blutvergiftung erlitt, sind bis heute unbekannt. Es wird vermutet, dass die Verletzung aus den tumultartigen Situationen resultierte, die beim Sturm auf die Lebensmittelvorräte entstanden waren.

Kurz vor dem Abzug der deutschen Truppen am Morgen des 20. April bat der neu eingesetzte Lagerkommandant Westphal die verbliebenen Kriegsgefangenen des angrenzenden Gefangenenlagers um Hilfe bei der Versorgung der KZ-Häftlinge und übergab ihnen das vollständige Lagerkommando. Am 29. April erreichten britische Truppen das Lager Sandbostel, das zu diesem Zeitpunkt noch rund 14.000 Kriegsgefangene und 8.000 KZ-Häftlinge beherbergte. In den zwei Wochen zwischen dem 12. und 29. April 1945 waren bereits rund 3.000 Häftlinge an Hunger und Typhus gestorben, weitere 3.000 überlebten die ersten zwei Wochen nach der Befreiung nicht.

Die britischen Soldaten bezeichneten das Lager als "minor Belsen" - ein kleineres Belsen. Die Zustände waren grauenhaft, mit Tausenden von unterernährten und kranken Häftlingen, Leichen überall und einem Gestank, der selbst in großer Entfernung wahrnehmbar war. Vor der Ankunft der Befreier hatte Colonel Albert, Chef des internationalen Widerstandskomitees der Kriegsgefangenen, bereits über eine Woche lang eine Notversorgung für die über 20.000 Menschen organisiert, zu denen auch Felix Löwenstein gehörte. Trotz der Ankunft der Engländer erlebte Felix Löwenstein noch den Tag, erlag jedoch einen Tag später seinen Qualen.

Der Tod von Felix Löwenstein markierte den Beginn einer weiteren schweren Zeit für seine Familie. Trauer, Herausforderungen und schließlich der Selbstmord ihres einzigen Sohnes Ende der 50er Jahre, der die Gräuel der nationalsozialistischen Zeit wie seine Mutter zunächst überlebt hatte, folgten. Der VfL Osnabrück hatte das Andenken an Felix Löwenstein und seine Familie über Jahre hinweg vergessen. Es ist an der Zeit, diesem ehemaligen Mitglied die verdiente Anerkennung zuteilwerden zu lassen und sich weiterhin für Wahrheit und Gerechtigkeit einzusetzen.

August wessel

Zum Gründungsprozess des ältesten aller VfL-Urvereine, dem FC 1899 Osnabrück, sind nur wenige Informationen erhalten geblieben. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Archiv des VfL vernichtet. Das "Bündnis Tradition lebt von Erinnerung" hat sich in den vergangenen Jahren mit großem Aufwand der Erforschung dieser kaum erforschten Epochen, wie der Gründungszeit, gewidmet. In allen offiziellen Vereinschroniken findet sich dazu der nahezu identische Satz, dass die vier Fußballpioniere Heinrich Koch, Karl und Julius Feldhoff sowie August Wessel am 17. April 1899 den FC 1899 Osnabrück gründeten. Demzufolge übernahm August Wessel den Vereinsvorsitz.

Darüber hinaus wird ausgeführt, dass sich im FC 1899 die drei Straßenmannschaften Germania, Minerva und Antipodia zusammengeschlossen haben und dass diese vier Pioniere der Mannschaft Germania angehörten. Eine ausgiebige Recherche hat ergeben, dass August Wessel auf dem Johannesfriedhof beerdigt wurde. Das Grab wurde zwischenzeitlich von einigen engagierten Fans wieder gepflegt, es befindet sich am Friedhof an der Magdalenenstraße in Abteilung V.

Zudem konnte mit hoher Wahrscheinlichkeit ermittelt werden, dass August Wessel auf dem ersten bekannten Foto des FC zu sehen ist. Wessel wurde am 15.06.1859 in Bielefeld geboren und verstarb kurz vor dem 35. Geburtstag des VfL am 31.03.1934 in Osnabrück. Er war Zigarrenfabrikant und Rohtabakhändler und aufgrund seiner unternehmerischen Tätigkeiten vermutlich am besten für die Gründung am damaligen Montag, dem 17. April 1899, für den Vorsitz des Vereins geeignet. Väterliche Freunde und Förderer unterstützten den Aufbau des Fußballs in Osnabrück über einen längeren Zeitraum. Obwohl zahlreiche Fragen nach wie vor ungeklärt sind und weitere Erkenntnisse erforderlich sind, gebührt den Pionieren unseres Vereins auch heute noch unser Dank. Denn ohne das Wirken von August Wessel und den anderen wäre der VfL heute nicht das, was er ist.